% OPEN ACCESS bei bibliothekarischen Fachzeitschriften % Bengt Olschewski
Für das Wahlpflichtfach "Open Access/ Open Archive" im Studiengang Informationsmanagement, an der Hochschule Hannover, wird die deutschsprachige Zeitschriftenlandschaft im Bereich Bibliothekswesen genauer untersucht. Grundlage hierfür ist eine Tabelle aus dem Jahr 2012, welche 45 Fachzeitschriften umfasst. Die Tabelle wird aktualisiert und unter neuen Gesichtspunkten betrachtet. Die Zeitschriften sind teilweise sehr unterschiedlich in Erscheinungsweise und Auflage. Es werden sogar einige Repositories beleuchtet. Der größte Unterschied ist im Bereich Open Access (kurz: OA) zu beobachten, welcher nachfolgend genauer betrachtet wird. Etwa 80% der Zeitschrifteninhalte werden kostenfrei zur Verfügung gestellt, 24% davon nach einer Sperrfrist. Das ist ein enormer Anstieg gegenüber 2012. Man kann schneller auf Inhalte zugreifen, die Nutzung für weiterführende Forschung wird vereinfacht; und das bei gleichbleibender Qualitätskontrolle durch das Peer-Review-Verfahren. Das Publizieren mit OA bietet Grund zu der Annahme, dass sogar neue, genauere Qualitätskriterien entstehen werden.
Open Access meint, dass wissenschaftliche Literatur kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren. 1
Die OA-Bewegung erlebt großen Zulauf, denn immer wieder steht die Frage im Raum, wieso Geld für eine Zeitschrift ausgegeben werden muss, welche Forschungsinformationen aus einem staatlich geförderten Projekt/Institution beinhaltet. Noch lautet die Antwort „Reputation“, denn jeder Wissenschaftler, der etwas auf sich hält, veröffentlicht seine Forschung eher in einer renommierten Fachzeitschrift, um für sich werben zu können. Die Fachzeitschrift erlangt aber nur einen guten Ruf, weil Wissenschaftler gute Beiträge einreichen. Es ist also ein Teufelskreis, der gerade beginnt zu bröckeln. 2003 entschied die Deutsche Forschungsgemeinschaft OA-Publikationen zu fördern. Entsprechende Richtlinien wurden 2006 in ihren Grundsätzen verankert. Ähnliches wurde in namenhaften Forschungsgemeinschaften aus der Schweiz (CRUS, SNF - 2008) und Österreich (FWF) vollzogen. Die Auswirkungen sind heute deutlich zu spüren. Die Qualität der OA-Journals steigt und damit auch die Reputation.
Es werden verschiedene Geschäftsmodelle und zwei Publikationswege unterschieden: der „goldene“ und der „grüne“ Weg. Beim goldenen Weg wird direkt OA publiziert (Primärveröffentlichung). Ein Autor hinterlegt sein Dokument auf einem Server, der die OA-Bedingungen erfüllt. Beim grünen Weg wird von einer Parallelveröffentlichung gesprochen. Das Dokument wird, wie beim goldenen Weg, hinterlegt und parallel dazu bei einem Verlag eingereicht. Bei einigen Variationen (des grünen Wegs) wird die beim Verlag eingereichte Version als Monografie verkauft (hybrides Publizieren). Bei den Geschäftsmodellen wird deutlich, das entgeltfrei nicht gleich kostenlos ist. Gegner des OA könnten hier argumentieren, dass der deutsche Steuerzahler unterm Strich das gleiche bezahlt wie bei traditioneller Publikationsweise.
Ob jeweils der goldener oder grüner Weg gewählt wurde, konnte bei den vorliegenden Zeitschriften nur schwer kontrolliert werden. Häufig schien es der grüne Weg zu sein. Außerdem erscheinen elf der 35 OA-Zeitschriften in einem regionalen Kontext mit dem Ziel, bibliothekarischen Alltag und aktuelle Entwicklungen in den Bibliotheken publik zu machen. Sie sind also nicht die bevorzugten Beispiele, um OA zu dokumentieren. Die Inhalte fast aller Zeitschriften sind öffentlich zugänglich. Mit einigen Klicks wird das PDF als Volltext sichtbar und kann dann gelesen oder ausgedruckt werden. Für die Benachrichtigung bei neu erscheinenden Artikeln oder Heften/Ausgaben lässt sich ein RSS-Feed abonnieren. URN’s und URL’s dienen der dauerhaften, schnellen Verbreitung. Das Archiv ist meistens auf der Homepage hinterlegt, bei 19 Zeitschriften auf einem professionellen Repository (z.B. Hochschulserver).
Trotz starker Tendenz zum OA steht hinter fast der Hälfte aller Zeitschriften ein Bezahl-Modell. Überregionale Zeitschriften bieten Jahresabonnements, während die regionalen sich meistens über Mitgliedsbeiträge finanzieren. Der einzelne Artikelkauf ist auch oft möglich.
Einige Verlage scheinen den Sprung zum OA-Verlag nicht zu schaffen und stellten das Erscheinen ihrer Zeitung ein. Andere scheinen jedoch einen guten Weg gewählt zu haben, mit dem Modell der Veröffentlichung nach einer Sperrfrist. Hierbei wird der Artikel als erstes beitragszahlenden Nutzern als Print oder E-Journal zur Verfügung gestellt. Erst nach einer Sperrfrist zwischen bspw. 3-12 Monaten wird das Dokument auf dem Server freigeschaltet und der Allgemeinheit angeboten. Verlagen bietet sich hier eine wirkliche Alternative, um sich dem „offenen Zugang“ nicht zu verschließen. Sie können sich auf dem Markt neu präsentieren, Trends erkennen, sich auf Fächer spezialisieren, offfene Zugänge trotz Abo-Modell fördern und Literatur professionell verbreiten. Die OA-Bewegung wird die Sperrfrist vermutlich langfristig nicht akzeptieren, jedoch scheint es für die Verlage vorerst der einzige Weg zu sein, um mithalten zu können. Es besteht ein ausreichendes Angebot an Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum und Leser können ihren Bedarf decken. Für aktuelle und fachliche Literatur aus dem Bereich Bibliotheks- und Informationswesen (Museum, Archiv) müssen Interessierte auf jeden Fall nicht zwingend zahlen, sondern können auf OA-Angebote zurückgreifen. Wenn es das ist was wir wirklich wollen.
Footnotes
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http://open-access.net, geprüft am 03.05.2014 ↩